KI und die frühe Krebserkennung: Besser als das menschliche Auge

Eine Künstliche Intelligenz soll die Behandlungschancen von Tumoren verbessern. Erste Studienergebnisse sind vielversprechend.

Eine medizinische Untersuchung.

Bisher setzen Me­di­zine­r*in­nen zur Früherkennung von Krebs hauptsächlich flüssige Biopsien ein Foto: Georg Hochmuth

Je früher eine Krebserkrankung erkannt wird, desto größer sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung. Deshalb haben es sich For­sche­r*in­nen des Krebsfrüherkennungsinstituts der Universität Cambridge zur Aufgabe gemacht, mit neuen Tests verschiedene Krebsarten so früh wie möglich zu erkennen. Bisher setzen Me­di­zi­ne­r*in­nen zur Früherkennung von Krebs hauptsächlich flüssige Biopsien ein, die allerdings keine besonders hohe Erkennungsrate haben und längst nicht alle verbreiteten Krebsarten zuverlässig erkennen können.

Jetzt haben die For­sche­r*in­nen eine Methode zur Auswertung der Proben gefunden, die präzisere Ergebnisse verspricht. An der Studie haben 553 Krebs­pa­ti­en­t*in­nen und als Vergleichsgruppe 426 gesunde Menschen mit ähnlichen demografischen Merkmalen teilgenommen. Das Forschungsteam lud die Pro­ban­d*in­nen in ihr Labor ein und untersuchte dort sowohl Blutplasma- als auch Urinproben auf Krebs-Biomarker, sogenannte GAGome. Dabei handelt es sich um lange Zuckerketten, die Zellen auf ihrer Oberfläche tragen. Krebszellen verändern die Zuckerketten, was sie zu geeigneten Biomarkern macht.

Basierend auf den erhobenen Daten trainierten die Wis­sen­schaft­le­r*in­nen eine künstliche Intelligenz, die Proben auswerten und Krebs in sehr frühen Stadien erkennen soll. Die Methode lässt auch Rückschlüsse darauf zu, um welche Art von Krebs es sich handelt. Auf diese Weise können sie nun Biomarker von 14 verschiedenen Krebsarten erkennen.

Kostengünstig und flächendeckend einsetzbar

Die For­sche­r*in­nen der Uni Cambridge experimentieren außerdem mit einer weiteren Art der Probenentnahme. Ihre Pa­ti­en­t*in­nen schluckten eine kleine Kapsel, in der sich ein Schwamm mit einem Faden befindet. Er breitet sich im Magen aus. Zieht man ihn dann am Faden wieder hoch, sammelt er Gewebeproben aus der Speiseröhre, die auf bestimmte Krebs-Biomarker untersucht werden und auf ein erhöhtes Risiko von Speiseröhrenkrebs hindeuten können. In ersten Tests, berichten Proband*innen, erfolgte der Einsatz weitgehend schmerzfrei.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Seit vielen Jahren versuchen Wis­sen­schaft­le­r*in­nen weltweit, Krebs mit neuen Erkennungsmethoden früher und zuverlässiger identifizieren zu können, um damit die Behandlungschancen der Erkrankten zu erhöhen. Die neuen KI-Methoden könnten ein erster Ansatz sein, der bei der früheren Diagnose helfen kann und gleichzeitig auch noch relativ kostengünstig einsetzbar wäre.

Gerade der zweite Faktor ist entscheidend für eine flächendeckende Anwendung, mit der möglichst viele Menschen die bestmögliche Behandlung erhalten könnten. Denn: In Deutschland leben laut Zentrum für Krebsregisterdaten etwa 4,65 Millionen Menschen mit einer Krebsdiagnose. Das ist mehr als jede zwanzigste Person.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.